Ist das Mobbing?

  • Seitdem ich vor Jahren sehr zugenommen habe, darf ich wenn ich zu Besuch in meinem Elternhaus bin von meiner Mutter aus nicht mehr auf dem (antiken) Sofa und auch nicht auf den (ebenso antiken) Stühlen und Sesseln im Wohn- und Esszimmer sitzen. Die Stühle sind nicht fragil, sondern wären für mich sehr bequem. Es gibt im Wohn- und Esszimmer genau eine Sitzgelegenheit für mich, einen riesigen "Thron". Ansonsten darf ich nur auf Küchenstühlen sitzen oder auf einem sehr klapperigen Holzstuhl bei dem ich Angst habe das er zusammenbricht , aber an dem meine Mutter nicht hängt. Es geht also nicht darum, dass meine Mutter mich vor einem zusammenbrechenden Stuhl schützen will, sondern sie will ihre antiken Möbel vor mir schützen.
    Manchmal setzt sich ein anderer auf meinen "Thron" und dann habe ich gar keine Sitzgelegenheit. Wenn Leute zu Besuch sind die von den Möbelregeln meiner Mutter nichts wissen ist es mir immer total peinlich die Person zu bitten aufzustehen weil ich nirgendwo anders sitzen darf. Der "Thron" ist auch sehr schwer zu bewegen, das heißt ich kann auch nur genau auf einer Stelle im Raum sitzen oder es ist ein Riesenkraftakt das Möbel umzustellen. Wenn meine Mutter nicht da ist weist mein Bruder mich zurecht und achtet sehr darauf, dass ich mich nicht auf die kostbaren Möbel setze. Er findet das völlig normal die antiken Möbel vor mir zu schützen. Ich finde die Situation ganz schrecklich und demütigend, wie wichtig meiner Mutter und ihm diese Möbel sind. Heute habe ich ihm gesagt es sei Mobbing und ich habe es immer als Mobbing empfunden wenn z.B. eine Tante oder so zu Besuch ist und will dass ich mich neben sie aufs Sofa setze und meine Mutter sofort gesagt wird "Nein, Melinda darf nicht auf dem guten Sofa sitzen - wegen ihres Gewichts." Es heißt immer "Melinda ruiniert die guten Stühle". Als wäre ich irgendwie ein Mensch zweiter Klasse und werde ständig darauf hingewiesen. Ich finde das verletzend. Übertreibe ich wenn ich sage es sei Mobbing?

  • Das würde ich jetzt nicht ohne weiteres annehmen, aber offenbar hat die Sorge um die Möbel bei Mutter und Bruder mehr Priorität als die Wirkung dieses Verhaltens auf Dich.


    Es könnte natürlich Mobbing sein, aber dazu müsste auch eine entsprechender Wille da sein. So lange ich da keine Anhaltspunkte hätte, würde ich das unter "die sind halt so" verbuchen.


    Vielleicht steigert sich Deine Mutter da auch rein und überschätzt die Gefahren für ihre geliebten Möbel.


    Mich erinnert das irgendwie an die Stories von anno dazumal als nur der Vater aber nicht Frau und Kinder das Radio einschalten durfte, weil mangels Sachkunde alle anderen es kaputt machen könnten. ;)

  • Ja, das ist bei uns generell ein Problem. Ich darf ganz viele Sachen nicht im Haus z.B. Tee kochen, den Fernseher anmachen, Familienfotos vom Computer kopieren, usw. Das geht immer alles von meiner Mutter und meinem Bruder aus. Sie haben auch gerne die Kontrolle und denken alle anderen (besonders ich) machen sowieso alles falsch, sind unfähig und ruinieren alles. Mein Gewicht und die Möbel ist da fast nur die Spitze des Eisbergs. Mich verletzt das halt sehr.

  • Dann wirst Du anscheinend wie ein kleines Kind behandelt. Schwierig, aber ich denke, das Problem liegt da eindeutig nicht auf Deiner Seite.


    Keine Ahnung, ob sich da etwas ändern lässt ohne mehr kaputt zu machen als zu gewinnen. Vermutlich bräuchtet ihr da Hilfe von außen, um es einzurenken, ohne dass es eskaliert.


    Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee wäre, die Tante einzuspannen, mal das ganze anzusprechen, aber eigentlich bräuchte es da eher einen Experten, den Bruder und Mutter vermutlich nicht akzeptieren werden usw.


    Vielleicht wäre es das beste, einfach drüber zu stehen und es hinzunehmen.

  • Ja, ich vermute wenn ich weiterhin Kontakt will (und das will ich), muss ich es wohl hinnehmen wie ich behandelt werde. Das Problem ist dass ich sowieso schon kein gutes Selbstbewusstsein habe und mich ihr Verhalten sehr verletzt. Auch dass die Stühle ihnen materiell wichtiger sind als mich nicht zu verletzen - finde ich verletztend. Diese ganze Stuhl-Sache ist irgendwie auch symbolisch: ich gehöre nicht dazu, ich bin anders, ich bin "minderwertig", deswegen darf ich nicht auf den Stühlen sitzen wie alle anderen. Sie würden niemals einen Außenstehenden als Vermittler zulassen.

  • Ich bin relativ selbstsicher, aber wage es auch kaum, dir einen Tipp zu geben, denn es ist verdammt schwer, ohne Mutter und Bruder und die Familiengeschichte (Vorfälle,Verhältnis zum Vater, bzw. denen untereinander usw.) persönlich zu kennen, zumal ich keine Psychologin bin. Ich kann aber dein Leiden sehr gut verstehen und bin wirklich froh, dass mir so etwas erspart ist. Denke auch, dass solches Verhalten von Mutter/Bruder nicht gerade die Selbstsicherheit stärkt.


    Wie verstehst du dich denn mit der Tante? Sie kennt Euch ja alle und kann daher vielleicht eher weiterhelfen.


    Ansonsten, wenn es dich sehr belastet, würde ich vielleicht wirklich (ohne Mutter/Bruder) Expertenrat aufsuchen, der dir das Verhalten eventuell erklären und vielleicht Tips geben kann, wie man sie auf die richtige Spur bringt.


    Dass deine Mutter dich nicht mag würde ich aber nicht voreilig annehmen, dass sie wenig Zutrauen in dich hat, leider schon. Ob sie merkt, was sie dir damit antut? Schwierig zu sagen, aber vielleicht ist ihr Empathie für Gefühle einfach nur fremd.

  • Nur ein Gedankenspiel: vielleicht wägt man einfach mal ganz kalt und nüchtern Nutzen der Familie gegen die Frustration ab? Wo profitierst du von der Familie, und wo schadet dir die Familie?




    Manchmal ist es leider so, dass einem die "puckliche" Verwandtschaft mehr schadet, als sie nutzt, und daher wäre ein klassischer Bruch mit der Familie weiterem Leid vorzuziehen.




    Wie gesagt, ist nur ein Gedankenspiel. Ich kann nicht raten, ich will nicht lehren und schon gar nicht moralisieren.

  • hallo,


    so was Ähnliches war in meiner Kindheit auch. Ich habe ganz ganz lange von einem Plastikteller gegessen, der irgendwann total zerkratzt und auch verfärbt war durch die vielen Lebensmittel. Den habe ich gekriegt, damit er nicht kaputt geht, falls er runter fällt. Als kleines Kind habe ich ihn wohl mal öfters runter geschmissen, wenn es mal wieder hieß: "Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt", und ich es nicht mochte.


    Auch habe ich total lange noch Lätzchen um gekriegt, damit die Kleidung nicht bekleckert wird. Ebenfalls total lange habe ich auf einer Babydecke geschlafen. Aus Tassen durfte ich trinken, aber nicht von normalen Tellern essen, da habe ich ganz lange den uralten Campingteller benutzen müssen. Ich kann also nachvollziehen, wie man sich fühlt, wenn die Eltern fürchten, man macht was kaputt. Auch wenn bei mir nicht das Gewicht die Ursache war.

  • hallo Naja,


    warst Du das einzige Kind oder ist es Deinen Geschwistern ebenso ergangen wie Dir [FONT=Calibri Light, serif]?[/FONT]
    Vielleicht mussten Deine Eltern damals auch nur sparen.
    Wir waren auch vier Kinder und meine Eltern hatten auch nicht so viel Geld.


    Gruss Martha

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